Mir fällt immer wieder auf, dass sich in den Chats, wie zum Beispiel Telegram aber auch in den Foren, Menschen mit Worten verletzen. Dies geschieht sicher unabsichtlich; aber häufig vor großem Publikum.
Im Sinne der Achtsamkeit möchte ich gerne auf Folgendes aufmerksam machen und einen Wunsch äußern:
Die Kommunikation im Chat ist dramatisch eingeschränkt, weil wir nur Worte austauschen und die gesamte nonverbale Kommunikation ausgeschaltet ist. Diese macht aber normalerweise 90% aus!
Es lohnt sich daher genauer zu schauen, was alles nonverbale Kommunikation bedeuten kann, was unter Kommunikation überhaupt zu verstehen ist und wann wir was einsetzen.
Nonverbale Kommunikation ist auf fünf Kanälen möglich:
Blick
Ob und wie wir mit unserem Gegenüber Blickkontakt halten oder wegschauen, den Blick fixieren, unser Gegenüber anstarren oder mit den Augen rollen.
Mimik
Hängen die Mundwinkel herab oder sind sie freundlich lächelnd nach oben gezogen? Welche Position haben unsere Augenlider, sind die Augenbrauen zusammengezogen, haben wir einen verkniffenen Gesichtsausdruck? Lachen oder weinen wir? Beben die Nasenflügel?
Gestik
Gestikulieren wir mit keiner oder einer Hand oder beiden Händen? Trommeln wir mit den Fingern auf den Tisch, drehen wir Haare um den Finger? Holen wir weit aus, unterstreichen die Gesten das Gesagte?
Habitus
Welche Frisur tragen wir, sind beispielsweise die Haare streng zurückgestrichen, offen oder hochgesteckt, werden sie kurz oder zurückgegelt getragen? Welches Make-up, welcher Schmuck und welche Kleidung wird getragen? Selbst die Hunderasse und die Automarke geben Aufschluss auf persönliche Vorlieben.
Haltung
Wie geht oder sitzt eine Person? Präsentiert sie sich in aufrechter oder gebeugter Haltung, hat sie einen festen oder unsicheren Stand? Wie ist ihr Gang, etwa große ausholende Schritte oder kleine Tippelschritte?
Um diese nonverbalen Signale aufnehmen und entsprechend verarbeiten zu können, hat der Gesprächspartner üblicherweise vier Sinne, die ihm bei der Wahrnehmung und Interpretation der Informationen behilflich sind: Optik, Olfaktorik, Gustation und Haptik.
Optik steht für die visuelle Informationsverarbeitung, wenn wir beispielsweise Frisur und Kleidung unseres Gegenübers wahrnehmen.
Ein aufdringliches Aftershave oder ein dezentes Parfüm wird von der Olfaktorik registriert.
Die Haptik wird angesprochen, wenn wir unserem Gesprächspartner die Hand schütteln und feststellen, dass der andere feuchte oder kalte Hände hat.
Kommunikation findet wie gesagt zu weniger als zehn Prozent verbal statt und ist immer noch in einen Kontext eingekleidet.
Auch die Art und Weise, wie wir etwas sagen, sendet unserem Gegenüber Informationen. Hier ist von paraverbaler Kommunikation die Rede. Paraverbale Kommunikation beinhaltet:
Lautstärke: Wird sie gerade richtig oder laut beziehungsweise unangenehm leise empfunden?
Intonation: Werden einzelne Wörter oder Satzteile besonders betont?
Sprachmelodie: Spricht eine Person monoton oder moduliert, ist die Sprachmelodie eher singend?
Sprechtempo: Spricht die Person schnell oder langsam?
Stimmlage: Ist die Stimme hoch oder tief, tragend oder zitternd?
Alle diese Aspekte fehlen im Chat!
Es bleiben nur die Worte. Diese erhalten eine überdimensionale Bedeutung! Also bitte wählt Eure Worte mit Bedacht! Und interpretiert die Worte wohlwollend.
Denkt lieber 10 mal so lange, über jedes Wort nach. Jedes Wort hat eine 10fache Bedeutung im Chat! Beim SPRECHEN und beim HÖREN!
Es ist also sehr wichtig, dass wir in den Chats unsere Worte mit Bedacht wählen und diese mit Wohlwollen interpretieren.
Und vielleicht greifen wir doch lieber zum Telefon und klären unsere Themen im Gespräch. Dort ist auch nicht alles , aber doch so viel mehr an nonverbaler Kommunikation möglich. Und ganz nebenbei ersparen wir uns allen manche leidige und wenig fruchtbare Diskussion.
Ich wünsche allen ein achtsames Jahr 2021.