Interview: dieBasis im Landtagswahlkampf BaWü

Dr. Ing. Andreas Baum im Interview mit Nordhessen – Journal (nordhessen-journal.de)

In BaWü sind Mitte März Landtagswahlen. In einem Land, das grün-schwarz regiert wird und durch die Autokrise mehrfach gebeutelt wurde. Zahlreiche Parteien wurden in den letzten Jahren neu gegründet und treten jetzt erstmalig zum Wahlkampf an. „dieBasis“ (Basisdemokratische Partei Deutschland) sieht die Landtagswahl als ersten Schritt zur Bundestagswahl an und ist inzwischen in allen sechzehn Bundesländern vertreten. Konnte die dazu nötigen Unterstützungsunterschriften in 60 von 70 Wahlkreisen in BaWü zur Kandidatenzulassung gewinnen und versucht nun mit aller Kraft – die 5%-Hürde fest im Blick – in den Landtag zu kommen. Auch als wirklich demokratische Alternative gerade zur Alternative…

Daher habe ich heute an Herrn Dr. Andreas Baum, Mitbegründer der Bundespartei und Landesvorsitzender der Partei in BaWü sowie Pate für den Landesverband Hessen, ein paar Fragen.

Herr Baum studierte Maschinenbau in Aachen, promovierte dort im Bereich Betriebswirtschaft (Organisation) und durchlief eine durch und durch typische Automotiv-Karriere im „Ländle“ bis hoch zum Vorstandsvorsitzenden eines bekannten Automobilzulieferers. Seine drei Söhne (18, 20 u. 22) treten in seine Fußstapfen. Mit Politik hatte er nie etwas am Hut. Wohl auch zu wenig Zeit dafür.

Herr Dr. Baum, warum geht ein Mann wie Sie nun in die Politik? Was hat Sie dazu bewogen?

Dr. Baum (B.):  Ich hatte ehrlich gesagt nie vor, in die Politik zu gehen. Aber Anfang 2020 wuchs bei mir das über die Jahre angewachsene Unwohlsein über das, was in der Politik passierte, oder besser nicht passierte, immer stärker an. Die im Zuge der Corona Krise um sich greifende Angst zeigte auch bei mir Wirkung. Jedoch wohl anders, als vielleicht von anderen gewollt. Auf Grund meiner naturwissenschaftlichen Ausbildung als promovierter Ingenieur und langjähriger Hobby Naturheilkundler konnte ich nicht nachvollziehen, was als Maßnahmen gegen einen weltweit grassierenden Virus von den Regierungen geplant wurde. Darüber hinaus gab es Gerüchte, dass wesentliche grundgesetzlich garantierte Recht eingeschränkt werden sollten. Da bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Nicht vor einem Virus, sondern vor den geplanten Schritten zur Einschränkung demokratischer Rechte und der Freiheit der Menschen. 

In dieser Situation lernte ich die Partei Widerstand 2020 kennen. Diese neu gegründete Partei machte im Netz erst eine steile Karriere, um dann später ins Bodenlose abzustürzen. Jedenfalls stellte ich dort meinen Mitgliedsantrag und meldete mich auch als ehrenamtlicher Unterstützer. Einige Tage später rief mich einer der Gründer an, der mich zu einem ersten Treffen nach Stuttgart einlud. Sehr neugierig fuhr ich zu diesem Treffen, bei dem das Orgateam zu Gründung des Landesverbands aufgestellt werden sollte. In der Presse wurde Widerstand 2020 in der extremen rechten Ecke verortet und so fuhr ich eher gespannt und kritisch als motiviert nach Stuttgart. Vor Ort traf ich auf etwa fünfzehn Menschen, die meine Kinder allesamt nur als konservative, langweilige Spießbürger beschrieben hätten. Von rechter oder gar extremer Gesinnung keine Spur. Um es kurz zu machen: Ich übernahm es, die Satzung für die Gründung des Landesverbands zu schreiben und vertiefte mich in Parteienrecht, Satzungen und Programmarbeit. 

Nachdem dann klar wurde, dass Widerstand 2020 nicht zukunftsfähig ist, haben wir 45 Vertreter der Orgateams aus neun weiteren Bundesländern am 4.7.2020 die Basisdemokratische Partei Deutschland – dieBasis gegründet. Anschliessend konnte ich dann mit neu dazu gewonnenen Mitgliedern am 27.9.2020 den Landesverband Baden-Württemberg  gründen. Parallel zu meinet Tätigkeit als Vorstand im Landesverband BaWü habe ich als Pate noch die Landesverbände Hessen und Rheinland-Pfalz in der Gründung begleitet.

Rauschenberger (R.): Sie sahen also aufgrund Ihrer im Studium erlernten Prozesse und Herangehensweisen, die Sie auch in der Praxis als Manager so erfolgreich gemacht haben, gewisse Differenzen? Etwas, was Sie so an sich bei auftretenden Herausforderungen anders gemacht haben?

B.: Ja, ganz genau. Als Verantwortlicher in einer Regierung hätte ich die Menschen aufgeklärt und beruhigt. Ich wäre offen und mit Zuversicht auf die Menschen zugegangen. Doch in der Realität passierte genau das Gegenteil. Wie sich herausstellte, gab es in der Regierung vorbereitete Pläne, die ausschließlich das Ziel hatten, Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung zu schüren. Meiner Meinung nach ein absolutes Unding. 

Als Unternehmer hätte ich angesichts der dramatisch steigenden Zahlen der Infizierten jeden verfügbaren Experten dienstverpflichtet und Tag und Nacht mit diesen über Lösungen diskutiert. Ich hätte erst vorurteilsfrei nach Alternativen gesucht und mir diese dann von möglichst unabhängigen Experten mit den Vor- und Nachteilen schildern lassen. Erst danach hätte ich entschieden und vor allem, die Betroffenen, also die Bevölkerung eingebunden. Das heißt jetzt nicht, dass ich in der akuten Notlage erst eine Volksbefragung durchgeführt hätte. Aber eine offene und transparente Information über die Alternativen mit einer nachvollziehbaren Begründung ist das Mindeste in so einer Situation.

Was ich zum damaligen Zeitpunkt selbst noch nicht ahnte, ist, wie groß die Schaffenskraft und die Kreativität einer großen Gruppe von Menschen ist. Bei dieBasis sprechen wir von Schwarmintelligenz. Und das hat nun nichts mit Fischen zu tun, wie unsere Kritiker gelegentlich vorbringen, um uns in Misskredit zu bringen. Nein, es ist gleichzusetzen mit der Weisheit der Vielen. In den letzten Wochen habe ich so unendlich viele unterschiedliche Menschen kennen gelernt. Darunter gibt es so viele, die sich bis aufs letzte Detail mit allen Themen rund um Corona beschäftigt haben. Das Wissen aller dieser Menschen zusammen ist dem Fachwissen eines Experten mindestens ebenbürtig. Jedoch übersteigt die schöpferische Kraft der vielen Menschen der eines Einzelnen um Längen. Und natürlich ist Corona hier nur ein Beispiel. Wir haben unter unseren Mitgliedern jetzt schon Experten für ganz viele Themen. Unsere gesamte IT, die Mitgliederverwaltung, Marketing und Design sind weitere Beispiele. Die gesamte Organisation der Partei entspricht dem allerneusten Stand der Technik und ist geschaffen worden von ehrenamtlich tätigen Menschen, die sich im und als Schwarmgemeinschaft organisiert haben.

R.: Das hört sich wie ein Praxisbeispiel für das Parteiprogramm von dieBasis an. Und könnte auch das Vier-Säulen-Modell der Partei sein.

B.: Eher ein anschauliches Beispiel für die Säule der Schwarmintelligenz. Beim Parteiprogramm sind wir da noch lange nicht (lacht).

Wenn ich das erklären darf, würde ich gerne erläutern, dass dieBasis vor allem eine Wertegemeinschaft ist. Das wir als Partei firmieren ist eher dem Umstand geschuldet, dass wir nur als Partei in die Parlamente kommen. Dorthin, wo letztendlich auch über Gesetze entschieden wird. Und diese wollen und werden wir ja schließlich zukünftig im Sinne der Bürger gestalten.

Weitere Säulen sind die Freiheit, die Machtbegrenzung und die Achtsamkeit. Alle 4 Säulen, zusammen bilden den Verhaltenskodex für uns. Und zwar sowohl für unser innerparteiliches Wirken als auch unsere Wirkung nach außen. 

Völlig klar ist, dass damit noch kein einziger Programmpunkt in einem Wahlprogramm festgelegt werden kann. Aber genau da, kommt ja die Basisdemokratie ins Spiel: Durch die Einbindung vieler an einem Thema interessierter Menschen, gewährleisten wir, dass ein immenser Erfahrungsschatz und breites Fachwissen zur Verfügung steht und eingebunden werden kann. Durch die bei uns gepflegte Achtsamkeit stellen wir sicher, dass auch sehr konträre Meinungen geäußert und berücksichtigt werden können.

R.: Und welche Rolle spielen dabei die beiden Säulen Machtbegrenzung und Freiheit?

B.: Die Säule der Freiheit steht in engem Zusammenhang mit unserem Menschenbild. Wir gehen davon aus, dass Menschen frei sein wollen. Damit stehen wir eindeutig in der Tradition der französischen Revolution, die ja auch schon Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gefordert hat. Unschwer ist zu erkennen, dass die Brüderlichkeit sich heute in der Achtsamkeit wiederfindet. Und die Gleichheit führt dann zur Machtbegrenzung. Diese ist ein ganz zentrales Element und findet u.a. in der Begrenzung und Offenlegung der Anzahl von Ämtern oder die transparente Darstellung von Verbindungen zu Lobbyisten eine konkrete Ausgestaltung.
Meiner Meinung nach ist die Säule der Machtbegrenzung von entscheidender Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung von dieBasis und Garant für deren Zukunftsfähigkeit. Hier sehen wir auch ein wesentliches Element basisdemokratischen Fortschritts für uns alle. Aber dazu vielleicht später noch mehr.

R.: Um ehrlich zu sein, schreibt sich das doch jede Partei auf die Fahne. Selbst die AfD hat unter Prof. Lucke so angefangen. Nur war diese Partei anfangs gegen den Euro an sich. Jede der etablierten Parteien hat diese Gedanken an irgendeiner Stelle im Grundsatzprogramm stehen.

Böse gefragt, warum sind Sie nicht mit all den 1100 Leuten Ihrer gedanklichen Linie in BAWÜ in die Ortsverbände etablierter Parteien, zum Beispiel der FDP, eingetreten und haben die aufgemischt? Als feindliche Übernahme. Aber mit der Option auf bestehende Parteistrukturen, Wahlkampforganisationen und auch öffentlicher Achtung zurückzugreifen?

B.: „Feindliche Übernahme“ und „aufmischen“ ist weder unser Stil noch mein Vokabular. Aber im Ernst: Bei keiner der etablierten Parteien gibt es etwas Lohnendes zu holen. Die etablierten Parteienkartelle haben verkrustete Strukturen, Delegiertensysteme, Seilschaften, altes Denken. Das hört sich für mich nicht besonders erfolgversprechend und zukunftsfähig an. Um Missverständnisse auszuschließen, Sie sprachen von den Strukturen und nicht den Menschen. Die Mitglieder der Parteien sind uns natürlich willkommen und in der Tat, kommen Menschen aus allen etablierten Parteien zu uns. Und das liegt sicher nicht nur an unserem tollen Logo, bei dem die Säulen in Farben abgebildet sind, die denen der großen Parteien ähneln.  

Unsere Strukturen konnten wir innerhalb von wenigen Monaten mit der Schaffenskraft und dem Wissen unserer Schwarmmitglieder komplett und auf den neuesten Stand der Technik erschaffen. In Baden-Württemberg haben wir in acht Wochen in 68 Wahlkreisen Kandidaten aufstellen können. Zum Ende Januar 21 haben wir 1.200 Mitglieder in BaWü aufgenommen. Bis Mitte des Jahres werden wir in allen 40 Kreisen von BaWü unsere Kreisverbände gegründet haben. Es läuft noch lange nicht alles so rund, wie wir uns das vorstellen. Aber unser Wachstum ist ja auch gewaltig. Und, um es an der Stelle auch mal zu betonen. Niemand verdient auch nur einen Cent durch seine Tätigkeit. 

R.: Das hört sich vielversprechend an, könnte aber an der 5%-Hürde scheitern. Und das führt dann in den Augen der Wähler dazu, dass sie befürchten, dass sie ihre Stimme einer Partei gegeben haben, die dann am Ende keine Rolle spielen wird. Schlimmer noch: die so durch sie gewonnen Prozente könnten am Ende dann als Sitz im Parlament an die fallen, die man als Wähler nicht mehr will. Was sagen sie solchen interessierten aber skeptischen Bürgern?

B.: Nun, ich habe die Tage eine erste Wählerumfrage der Uni Basel zum Wahlverhalten der Bürger gelesen. Dort wurde das Abstimmungsverhalten bei der letzten Bundestagswahl mit der Entscheidung bei der nächsten Wahl verglichen. Wir landen dort mit 18% ziemlich weit oben und weit entfernt von der 5% Hürde. Zugegeben, die Befragung umfasste nur etwa 1.000 Menschen aus dem Umfeld der Maßnahmenkritiker. Aber die Zahl derer, die sich trauen ihre Kritik zu äußern wächst täglich. Und nicht zuletzt, auch andere Parteien habe es in der Vergangenheit geschafft, zu überraschen. Ich sehe der Landtagswahl daher sehr optimistisch entgegen.

Darüber hinaus gibt es  in diesem Jahr Kommunalwahlen, Bürgermeisterwahlen und die Bundestagswahl. Also viele, viele Möglichkeiten für uns sich zu engagieren, sich einzubringen und die Vorteile unserer Wertegemeinschaft und den Nutzen der Basisdemokratie den Menschen nahe zu bringen so dass diese das selbst erfahren können.

R.: Natürlich kann jeder verlieren, der kämpft. Und jeder, der nicht kämpft hat schon verloren. Das ist eine Weisheit, die immer mehr Menschen bewusst wird. Besonders in der Zeit von Corona, wo Grundrechte, wirtschaftliche Weiterexistenz und das Leben allgemein zunehmend einer Pandemie untergeordnet wird, die staatlicher- und behördlicherseits mit immer offensichtlicheren Mängeln „geflickschustert“ wird.
Dazu kommt, dass „im Ländle“ Automotive samt Zulieferer eine bestimmende Größe war und ist, die nicht nur durch coronabedingte Umsatzverluste gelitten hat.
Was sagen Sie hier den Menschen, die nun vor den Scherben ihres Lebens stehen, oder einfach nur Angst haben? 

B.: Vermutlich ist die Situation noch viel schlimmer als viele Menschen und offensichtlich auch die Politik das wahrhaben wollen. Als Kind des Ruhrpotts, wo ich geboren worden bin, habe ich mich viel mit den Auswirkungen des Niedergangs von Kohle und Stahl beschäftigt. Ich bin selbst durch kilometerlange Ruinen gefahren, um dort die letzten ausharrenden Betriebe zu besuchen. Wenn wir nicht sehr schnell neue Wege beschreiten, um für die im Ländle vorherrschende Automobilindustrie Lösungen und Ersatz zu finden, sieht es für BaWü wahrlich nicht rosig aus. Und damit meine ich garantiert keine teuren Förderprogramme, deren Wirkung sich vor allem in den Börsen der Aktionäre und Unternehmenslenker entfaltet. 

Die Stärken von Baden-Württemberg sind Schaffenskraft, Engagement und der Wille zum Erfolg. Ich habe vor vielen Jahren, während meines Praktikums beim Bosch, einen alten Meister genießen dürfen und aus der Geschichte von Bosch viel über Unternehmertum gelernt.

Die Überregulierung der Vergangenheit führte dazu, dass viele geschaffene Werte von den hier lebenden Menschen ruiniert wurden. Die Überregulierung machte aus vielen Unternehmern „Unterlasser“. Früher mal motivierte Arbeitskräfte haben die Lust auf Leistung und die Begeisterung für ihre Arbeit verloren. Mit Sicherheit auch, weil die Leistung der Menschen nicht mehr wertgeschätzt und nicht mehr honoriert wird. 

Die Geschwindigkeit, mit der wir dieBasis aufbauen, zeigt doch, was motivierte Menschen zu leisten im Stande sind. In Baden-Württemberg gibt es so viele kreative Köpfe, Universitäten, eine vorbildliche duale Ausbildung, tolle Betriebe und engagierte Menschen. Mit dieBasis können wir eingetretene Pfade verlassen, und die Kräfte entfesseln, die das Ländle wieder dahin bringen, wo es hingehört. Nämlich ganz nach vorne.

R.: Genau das hätten Sie auch vor einer zögerlichen Aktionärs- oder Gesellschafterversammlung ausführen können, deren Unternehmen in der Krise steckt. Aus Sicht des handelnden Managements, das die Krise löst oder im Zweifelsfall auch mal schnell gefeuert werden könnte. Glauben Sie, dass der mündige aber informationsüberflutete und verwöhnte Bürger sich noch als Gesellschafter des Staates sieht? Sich der Verantwortung und auch des Risikos bewusst ist?

B.: Da muss ich mal kräftig widersprechen, bevor ich auf Ihre Frage antworte. Ich glaube, dass der Bürger zunehmend entmündigt worden ist. Und informationsüberflutet ist er auch nicht. Wohl eher reizüberflutet. Die etablierten Parteien habe es doch geschafft, uns Bürger soweit zu entmündigen, dass wir noch nicht einmal zur Wahl gehen, wie man an den ständig sinkenden Wahlbeteiligungen sieht. Die Akzeptanz der Politik und die Wertigkeit von Politikern erreicht doch ständig neue Tiefstwerte. Und die Vertreter der Parteienkartelle haben aus verständlichen Gründen nicht den geringsten Grund etwas an dieser Abwärtsspirale zu ändern. Ohne Widerspruch und Kritik regiert es sich ja offensichtlich am bequemsten. 

Um auf Ihre Frage zurück zu kommen. Ich lerne jeden Tag mehr Menschen kennen, denen es schlicht und ergreifend reicht. Und ja, diese spüren die Verantwortung für ihre Familien, ihre Gemeinde und auch für ihr Ländle. Und diese Menschen sind bereit etwas dafür zu tun. Etwa jedes dritte Neumitglied bekundet den Willen, sich einzubringen in die Parteiarbeit, um im Rahmen seiner Möglichkeiten seine und die Zukunft seiner Kinder zu verbessern. Anfang Januar hatte wir jede Woche 50 Neumitglieder in BaWü. Ende Januar schon über 100. Der Zustrom steigt von Woche zu Woche. Und was mich wahnsinnig freut ist die Tatsache, dass dies überwiegend Menschen sind, die sich von der Politik abgewendet hatten. Wir motivieren Menschen sich einzubringen, die sich vorher zurückgezogen und abgewendet hatten. Darin wird deutlich, dass die Menschen erkannt haben, dass wir etwas gänzlich Neues und eine Perspektive bieten.

Und ein weiteres ist hier auch zu bemerken. Zu uns kommen nicht nur diejenigen, die auf Grund der Corona Maßnahmen als erste oder am stärksten von den negativen Auswirkungen betroffen sind. Diese werden ja nach wie vor wegignoriert und sind daher noch gar nicht so relevant für die Gewinnung von Mitgliedern.
Vielmehr ist es so, dass immer mehr Bürger zu uns stoßen, die wirklich besorgt sind. Um die Zukunft des Landes. Und nun in dieBasis die einzige Chance auf eine wieder bessere Zukunft sehen. Uns allen ist klar, dass egal in welcher Farbkombination die etablierten Parteien gewählt werden, doch nur immer das gleiche Missmanagement herauskommt. Mit dieBasis werden wir den Zug auf ein neues Gleis stellen und nicht mehr nur den Lokführer wechseln.

R.: Ich hoffe Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass die Leute durchaus zu Opfern bereit sind, wenn denn das Gesamtpaket stimmig ist. Zu diesem Gesamtpaket gehören aber ein paar Punkte, die auch wahrgenommen werden. Mitunter auch Punkte, die Ihnen und der neuen Partei dieBasis schaden könnten.

Es haben viele Prominente der Anti-Corona-Szene den Weg zur dieBasis gefunden. Allen voran der bekannte Kölner RA Sattelmaier, RA Markus Haintz oder Eva Rosen, wie auf der Homepage der Partei zu lesen ist.Alles Leute, die zwar Magnete für bürgerlichen Widerstand sind, doch jeder Magnet hat bekanntlich zwei Pole… Haben Sie nicht Angst, dass damit ein falscher Fokus entstehen könnte und man dieBasis mit dem „Querdenken-Demo-Tourismus“ samt Bühnenshow a la Ballweg in Verbindung bringen könnte? Und Ballweg ist eigentlich… verbrannt…

B.: Nun, zuerst möchte ich klarstellen, dass die von Ihnen benannten Menschen die gleichen Sorgen umtreiben. Wir sitzen grundsätzlich im gleichen Boot und rudern in die gleiche Richtung. Von daher gibt es für mich keinen Grund, vielleicht entgegen der gängigen Erwartungshaltung, mich von diesen Menschen zu distanzieren. Die Bewegung organisiert friedliche Demonstrationen, um Protest zum Ausdruck zu bringen. Wir bauen eine Partei auf, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Die Demonstranten rufen nach Frieden und Freiheit und kommen bis vor die Parlamente. Wir werden mit den Menschen gemeinsam, ganz basisdemokratisch, konkrete Lösungen erarbeiten und für diese im Parlament einstehen. Uns eint der Wunsch nach einer lebenswerten Welt mit einer funktionierenden Demokratie. Solange dies auf der Basis von Gewaltfreiheit, Toleranz und auf dem Boden des Grundgesetzes funktioniert, ist das für mich persönlich kompatibel.

Dann möchte ich bezüglich der von Ihnen benannten, etwas bekannteren Menschen betonen, dass diese auch ganz normale Mitglieder ohne besondere Rechte sind. Damit haben sie genau eine Stimme in der Partei, ebenso, wie jedes andere Mitglied auch, egal ob Vorstand oder Neumitglied. Jedes Mitglied bekennt sich ausdrücklich zu unserer Satzung und damit zu Gewaltfreiheit und zu den Grundfesten unserer Demokratie. Wir können und haben Menschen unterschiedlichster Kulturen, aus unterschiedlichsten politischen Bewegungen und Parteien aufgenommen. Und wir nehmen unsere Mitglieder erst nach einem persönlichen Kennenlernen auf. Mit Eva Rosen und Markus Haintz beispielsweise, habe ich im Rahmen ihrer Aufnahme gesprochen. Fakt ist, dass es da keinen Grund zur Sorge gibt.  

Fakt ist aber auch, dass die herrschenden Machtstrukturen uns als neue Partei natürlich als unliebsamen Wettbewerber sehen und gerne verhindern möchten. Dies ist an vielerlei Stellen zu erkennen.Hier ist das sogenannte Framing zu benennen, d.h. der Abwertung des politisch unliebsamen und unerwünschten Wettbewerbers durch Zuweisung eines negativen Bildes. Anfangs wurden wir schlicht ignoriert, aktuell wird auch schon mal versucht, uns zu diffamieren. Diesbezüglich habe ich gerade persönlich die Erfahrung machen dürfen, dass man versucht mich als Kandidat in meinem Wahlkreis in die rechte Ecke zu verorten. Dies ist natürlich gescheitert und wurde offiziell korrigiert. Wir nehmen das sportlich und sind als junge Partei ja auch fit genug, dennoch zeigt es, dass uns gelegentlich Knüppel in den Weg geschmissen werden.

R.: Ist es nicht sehr aufwändig jedes Mitglied erst nach einem Gespräch aufzunehmen und damit zu riskieren, vor einem wichtigen Wahlkampf auf Mitglieder zu verzichten, da man nicht die Zeit und das Personal hat die Intention von möglichen Neumitglieder im persönlichen Gespräch zu … hinterfragen? Oder können sie diese auch ohne Mitgliedschaft beispielsweise für den Straßenwahlkampf gewinnen?

B.: Wir haben sehr viele Unterstützer, die (noch) kein Mitglied sind. Und beim Austragen von Flyern oder dem Anbringen von Wahlplakaten ist der Mitgliedsausweis auch nicht wirklich erforderlich. Die Menschen lernen sich bei den gemeinsamen Aktivitäten sehr schnell kennen, diskutieren über dieBasis und entscheiden sich im Regelfall nach wenigen Terminen, Mitglied zu werden. Auf Grund unserer inzwischen hervorragend aufgestellten IT-Systeme ist die formale Abwicklung dann innerhalb von Stunden erledigt. 

Parallel und ergänzend nutzen wir den Zuwachs an Mitgliedern dazu, unsere Kreisverbände zu gründen. Dies ist aus meiner Sicht aktuell eine mindestens genauso wichtige Aufgabe, wie die Umsetzung der Wahlkampagne. Mit der Gründung der Kreisverbände bekommen die Menschen die Möglichkeit, sich vor Ort in kleineren Gruppen zu treffen, sich auszutauschen und Lösungen zu finden, für die Probleme, die sie vor Ort identifiziert haben. 

R.: Nun gilt es auf den 14. März zu schauen und alles auf diesen Tag hin auszurichten. Wie steht es um die Kriegskasse? Haben Sie schon größere Spender? Medienunternehmen, die Sie unterstützen? Zumal man in BaWü von den staatlichen Sendern auf die Idee kam, den nicht etablierten Parteien keine Plattform zu geben, was ein von allen Bürgern nachvollziehbarer Wettbewerbsnachteil ist…
Wie sieht das aus? Wie läuft das in den Wahlkreisen? Und wie hilft die Bundespartei?

B.: Unser Budget ist natürlich dramatisch kleiner als vermutlich bei den etablierten Partien. Wir sind gerade erst entstanden und hatten nicht fünf Jahre Zeit, etwas anzusparen. Unsere Mitgliedsbeiträge fangen bei 3(drei!) Euro monatlich an. Große Spender haben wir auch noch nicht. Unsere Kandidaten zahlen den Wahlkampf bis auf einen kleinen Obolus aus einem Darlehen der Bundespartei selbst und werden durch Freunde unterstützt.

Wir haben den Vorteil, dass uns unsere Parteiorganisation praktisch kein Geld kostet. Der größte Posten ist aktuell die Miete unseres Landesbüros. Wir haben nur ehrenamtlich tätige Mitglieder und keine Personalkosten. Keines unserer Mitglieder, kein Kandidat oder Vorstand bekommt Reisekosten oder Aufwandsentschädigungen.

Unser Wahlkampf lebt von den Kandidaten, ihrem unermüdlichen Einsatz und Engagement sowie der Unterstützung aus ihrem Umfeld, wie z. B. in LEONBERG bei Kurt Ebert im Wahlkreis. An der Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, und mich für die selbstlose und hingebungsvolle Unterstützung aller bedanken. Auch und insbesondere derer, die nicht namentlich in Erscheinung treten wollen, aber dennoch helfen. Und natürlich möchte ich an dieser Stelle auch für Spenden werben, die bei uns zweckgebunden für den Landesverband und alleinig für seine Aktionen vereinnahmt werden. 

R.: Herr Dr. Baum. Ich glaube jeder hat gemerkt, dass hier viele Menschen mit dem Herzen am rechten Fleck und viel Herzblut ans Werk gehen, um basisdemokratisch etwas anzustoßen, was irgendwie im Schlamm des Gewohnten steckengeblieben ist.

Jeder von uns, der durch die Pandemie an der Arbeit gehindert wird, Einbußen hat und sich fragt, wo das noch enden soll sehnt sich nach einer Plattform des offenen, kritischen und kreativen Dialogs. Nach ganzheitlichen Lösungen, nach Perspektive und klar nachvollziehbaren Plänen abseits von Durchhalteparolen oder –maßnahmen. Insofern ist dieBasis eine Initiative von Bürgern durch Bürger für Bürger, um einmal auf einen anderen großen Demokraten anzuspielen, der Ähnliches sagte.

Ich wünsche Ihnen, Ihren Mitstreitern und der Partei alles Gute, viel Erfolg und auch das notwendige Glück, ohne das es nunmal auch nicht geht.
Herzlichen Dank für das interessante Gespräch, Herr Baum.

B.: Ich danke Ihnen für das Interview und insbesondere für die kritischen Fragen. Nicht nur mir, sondern allen Kandidaten von dieBasis ist es wichtig, transparent und offen zu informieren und mit dem Bürger in Kontakt zu sein. Wir sind davon überzeugt, dass wir aufbauend auf unseren Werten tragfähige Lösungen mit und für die Menschen umsetzen können. Verantwortungsvolle Politik braucht dieBasis.

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