Der Studi-O-Mat ist online gegangen. Wir haben lange diskutiert, ob wir überhaupt an dieser Form der Befragung teilnehmen. Es entspricht nicht unserem Verständnis von Basisdemokratie, auf vorgegebene Fragen eine vermeintlich einfache Antwort zu geben. Antworten herauszuarbeiten ist in der Realität komplex und es ist kaum möglich, in einer kurzen Frage die unterschiedlichen Sachverhalte umfassend zu beschreiben. Das Herausarbeiten von Antworten bedarf nach unserem Verständnis der Beteiligung einer großen Gruppe und umfangreicher Diskussionen.
Dennoch haben wir uns entschieden, an der Umfrage teilzunehmen. Im Vordergrund stand hier die Überlegung, uns auch im Kreise der Studenten bekannt zu machen. Zu finden ist der Studi-O-Mat unter: https://studiomat.lastuve-bawue.de/
Unsere inhaltliche Kritik haben wir dem Anbieter mitgeteilt. Im vollen Wortlaut lautet unsere Kritik wie folgt:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir danken Ihnen für die Zusendung der Thesen für den Studi-O-Mat der Hochschulen. Nicht ganz so gerne haben wir diesen bearbeitet. Die Gründe hierfür will ich Ihnen kurz erläutern.
Wie Sie unschwer selbst sehen können, konzentrieren sich Ihre Thesen/Fragen auf die
Bereiche Ökologie/Klima, Finanzierungsfragen/Geld und Geschlechtergerechtigkeit/Gender. Auch wir sehen in diesen Bereichen relevante Themen für die kommenden Aufgaben der Politik in Baden-Württemberg. Allerdings vermissen wir weitere, unseres Erachtens unverzichtbare Themenbereiche komplett.
So vermissen wir zum Beispiel Thesen/Fragen zu den Themenfelder
• Studieninhalten / Curriculum
• Studienangebote ausweiten / z.B. mehr Medizin-Studienplätzen
• neue Studiengänge/ z.B. Pflege als Studiengang
• Konkurrenz öffentliche – private Hochschulen
• Qualität und Freiheit von Lehre und Wissenschaft
• Internationalität der Studiengänge / Ausbau Erasmus-Programm / Europa
• online-Lehre / WLAN in Stud.-Wohnungen / techn. Ausstattung der Studenten
• Studienverständnis: Persönlichkeitsentwicklung vs. Berufsvorbereitung
dieBasis Baden-Württemberg vertritt die Überzeugung, dass in einer sich verändernden Lebens- und Arbeitswelt auch das Studium und die Studienangebote immer wieder einer Anpassung bedürfen. Dazu gehört für uns auch die Frage, wie die Studierenden selbst kontinuierlich und basisdemokratisch in die Weiterentwicklung der Studienangebote und Studieninhalte eingebunden werden können. Dies ist weit mehr, als Ihre Forderung nach einer ausgewogenen Präsenz der Studierenden in der Hochschulleitung oder in anderen Hochschulgremien.
Mit anderen Worten: gemessen an dem, was in Ihrem Studi-O-Mat alles fehlt, halten wir die von Ihnen aufgeführten Themen, trotz ihrer unbestrittenen Bedeutsamkeit, für unangemessen in den Vordergrund gerückt. Nicht zuletzt stellt sich uns die Frage, welches Gremium diese Fragen ausgewählt hat. Nach unserer Vorstellung hätten alle Studierenden befragt werden müssen, um die relevanten Fragen und Thesen zu formulieren.
Es ist unsere feste Überzeugung, dass die Hochschulen eine bedeutsame, wichtige Aufgabe für jungen Menschen und unsere Gesellschaft hat. Insgesamt sind wir der Meinung, dass die Förderung und der Stellenwert der Hochschule in der Politik der letzten Jahre eine viel zu geringe Bedeutung hatte. Wir werden uns in unserem politischen Handeln stärker für Bildung und Ausbildung einsetzen und diese nach Kräften fördern.
Mit herzlichen basisdemokratischen Grüßen